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Tamara Grünzweil
beyond global CEO Tamara Grünzweil ganz persönlich
Autor
Daniela Kühne

Tamara Grünzweil spricht im Interview über ihren von Female Empowerment geprägten Arbeitsalltag als Agenturchefin, über die Balance zwischen Job und Privatleben und ihre bisherige Karriere als weibliche Führungskraft im Agenturbusiness.

Tamara, wie sieht dein Arbeitsalltag als CEO konkret aus und was schätzt du an deinem Job am meisten?

Nachdem ich nicht unbedingt ein Mensch bin, der immer im Gewohnten arbeiten will, sondern sehr viel nach Veränderung strebt, habe ich keinen klassischen Alltag. Meine Schwerpunkte haben sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Aktuell kümmere ich mich sehr stark um die Unternehmensentwicklung, dazu gehören Strategien zur Kundenentwicklung, der Aufbau unseres Strategy Labs sowie die Finanzplanung und MitarbeiterInnenführung. Zusätzlich bin ich Strategin und Beraterin für unsere größten Kunden. Genau diese Abwechslung ist es auch, die mir so Spaß macht. Ich kann mich dabei ständig selbst weiterentwickeln und -bilden. 

Welche Rolle spielt Work-Life-Blending in deiner eigenen täglichen Routine?

Nachdem mein Beruf und meine Firma meine Leidenschaft sind, gibt es für mich kaum einen Unterschied zwischen Work und Life. Es ist mir schon immer sehr leichtgefallen, mich auf den Moment zu fokussieren. Egal, ob das private oder berufliche Momente sind. Ganz allgemein lerne ich aber immer gerne dazu. Im Austausch mit FreundInnen und KollegInnen überschneiden sich Privates und Arbeit so stark, dass es da nur mehr wenig Trennung gibt. Ich finde das für mich persönlich so genau richtig. Eben weil mir mein beruflicher Erfolg sehr wichtig ist. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden und es ist auch nicht die Erwartungshaltung an meine MitarbeiterInnen. Ich glaube, das ist einfach eine Typsache, wie Job und Privatleben vereint werden – oder auch nicht.

Wie schaffst du es dennoch, Business und Privates zu trennen, um zumindest etwas Privatleben zu haben?

Ich habe gar nicht das Gefühl, kein Privatleben zu haben, das verschmilzt für mich. Und das habe ich auch sehr gerne so. Das Betriebsklima und die sozialen Beziehungen in der Agentur spielen für mich genau die gleiche Rolle, wie außerhalb. Darum fühle ich mich da und dort gleichermaßen wohl. Ich tausche mich mit KollegInnen auch über Privates aus und treffe mich mit ihnen außerhalb des Jobs. 

Sie liebt es, die Welt zu erkunden und immer wieder Neues dazu zu lernen: Tamara Grünzweil, CEO von beyond global

Was machst du, wenn du mal wirklich frei bzw. Urlaub hast?

Ich liebe es die Welt zu erkunden. An keinen Ort fahre ich zweimal, weil ich ohnehin schon das Gefühl habe, in meinem Leben nicht alles erleben zu können, was ich möchte. Von Neuseeland, über Namibia bis Albanien habe ich mir schon vieles angesehen. Verschiedene Kulturen, unterschiedliche Landschaften, andere Herausforderungen auf den Reisen – das alles begeistert mich.

Aber auch Essen und Kulinarik spielen eine große Rolle in meinem Leben. Mein Freund und ich zelebrieren den Lebensmitteleinkauf sowie das Kochen am Wochenende und verbringen damit viel Zeit. Ähnlich wie beim Reisen, probieren wir auch hier immer wieder Neues aus und testen viele verschiedene Landesküchen. Natürlich gehen wir aber genauso gerne auch Essen. Wenn wir auf Reisen sind, ist das Auswählen der richtigen Restaurants immer eine kleine Wissenschaft, wir wollen ja nichts verpassen.

Und dann gibt es da noch das Tanzen. Wir tanzen beide seit einigen Jahren leidenschaftlich gerne Lindy Hop. Diese Tanzart ist nicht besonders bekannt und gilt als der ursprüngliche Swing. Beim Tanzen tauche ich in eine komplett andere Welt ein. Es ist sehr herausfordernd, sowohl körperlich als auch geistig. Man muss dabei hochkonzentriert sein und verbessert sich ständig weiter. Wir sind dabei auch sehr ehrgeizig und wollen immer Neues dazulernen und das dann auch perfektionieren.

Du hast deine Entscheidung zwischen Karriere und Kindern bereits getroffen – warum?

Für mich gab es eigentlich nie eine Entscheidung zwischen Karriere und Kindern. Seit ich 20 bin, bin ich mir sicher, dass ich keine Kinder möchte. Das hat aber nichts mit meiner Karriere zu tun – zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gar keine Idee, wo mich mein beruflicher Werdegang hinbringen würde. Die Gründe sind viel einfacher: Ich hatte nie einen Kinderwunsch und ich mag meine Flexibilität und Freiheit sehr. Da möchte ich nicht an einen Menschen gebunden sein, der mich über Jahre hinweg permanent braucht. Und ich finde es unglaublich wichtig, als Kind auch wirklich gewollt zu sein – und nicht durch gesellschaftlichen Druck auf Frauen zur Welt zu kommen. Karriere und Kinder sind meiner Meinung nach aber auf jeden Fall vereinbar. Für Frauen muss sich dafür aber gesellschaftlich noch einiges ändern. Zum einen müssen die traditionellen Rollenbilder endlich weg, zum anderen braucht es Modelle, wo die Fehlzeiten beider Elternteile in der Arbeitswelt Platz haben.

Würdest du im Hinblick auf deine Karriere heute alles noch einmal machen?

Mit 14 dachte ich noch, dass ich in die Gastro-Szene gehen will. Diesen kurzen Abstecher hätte ich mir sparen können. Aber die beiden Ausbildungen, erst zur Fotografin und danach zur Mediendesignerin, waren für mich eine großartige Kombi. Als Fotografin waren ich und mein Chef nur zu zweit. Ich musste daher schnell selbstständig arbeiten und auch mit 15 bereits oft allein das Fotogeschäft betreiben und die Laufkundschaft betreuen. Dabei habe ich sehr viel gelernt.

Danach nochmal eine weitere Lehre zu machen ist auch nicht unbedingt der normale Weg, ich wusste aber, dass ich gerne gestalte und brauchte dafür auch eine richtige Ausbildung. Da bin ich dann hier in der Agentur gelandet. Norbert Schrangl, einer der Gründer von SPS MARKETING, hat mich dann sehr schnell unter seine Fittiche genommen und mir viel beigebracht. Mein ständiger Drang nach Weiterbildung hat mich dann an die WU Wien gebracht, an der ich den Lehrgang für Marketing und Sales abgeschlossen habe. Der Grund dafür war, dass ich fundiertes, theoretisches Wissen vor allem im Bereich Marketing als Ergänzung zu meinen Jahren der Praxis aufbauen wollte. Danach habe ich dann noch den Schein als Lehrlingsprüferin gemacht und bin da auch regelmäßig im Einsatz, um die nächste Generation an Lehrlingen zu prüfen. All diese Schritte haben mich hierhergebracht, wo ich jetzt stehe – und in jeder Station habe ich sehr viel gelernt.

Wo holst du dir deine Inspiration für neue Marketing-Ideen, Konzepte etc.? 

Hauptsächlich im Austausch mit inspirierenden Menschen auf der ganzen Welt. Es ist mir wichtig, ein Netzwerk zu haben und viele Menschen und Kulturen kennenzulernen. Zu diesem Netzwerk gehören auch KundInnen, MitarbeiterInnen, FreundInnen, genauso wie Business PartnerInnen. Hier gibt es viele Menschen, mit denen ich einen guten Austausch habe, der mich fördert und fordert. 

Wofür stehst du persönlich – und wofür nicht? 

Ich stehe für Female Empowerment, Fortschritt, Moderne und Bewegung. Alles ist im Fluss und permanente Veränderung. Ich möchte gewinnen und immer alles weiterentwickeln, denn nichts ist so beständig wie der Wandel. Gleichzeitig stehe ich auch für Spaß an der Arbeit und möchte mit meinen MitarbeiterInnen und KundInnen etwas bewegen. Ich stehe bestimmt nicht für Ruhe, Zurückhaltung und Stillstand.

Welchen Tipp würdest du einer weiblichen Nachwuchsführungskraft heute geben?

Such dir die richtigen Sparringpartner, die dich empowern und dich weiterbringen! Stand up for your rights. Scheiß dich net an und lass dich nicht unterkriegen vom Patriarchat!


 

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